Das WIFAG-Areal ist Teil des Breitenrainquartiers. Das Quartier zeichnet sich durch eine vergleichsweise junge Bewohnerschaft, eine gute Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr, ein breites Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten sowie Bildungsangeboten aus.
In den Spitzenzeiten der Druckmaschinen-Industrie arbeiteten um die 900 Personen für die WIFAG, nach dem Jahr 2000 waren es noch deren 250. Allein mit diesen Zahlen lässt sich die Bedeutung des Unternehmens für das Quartier ableiten, zumal zahlreiche WIFAG-Angestellte in der Umgebung wohnten. Einige stammten aus Italien, zum beliebten WIFAG-Treffpunkt wurde das italienische Restaurant Dolce Vita an der Scheibenstrasse. Die Pensionskasse der WIFAG besass Häuser im Quartier, die Chefetage der Firma lud die Kundschaft aus aller Welt bisweilen zum Essen ins Restaurant Büner ein.
Das Areal liegt nicht zufällig nahe der Bahngeleise. Die Druckmaschinen wurden in den WIFAG-Hallen gebaut, zusammengesetzt, getestet, wieder in ihre Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt, mit der Bahn transportiert und am Zielort zusammengesetzt. Da die Module der Maschinen ab Anfang der 1970-er Jahre zu gross wurden, löste der Strassen- zunehmend den Schienentransport ab.
Das WIFAG-Areal bedeutete also früher ausschliesslich Arbeit – und nicht Wohnen oder Freizeit. Es sei zwischen der WIFAG und dem Quartier «mehr ein Nebeneinander und weniger ein Miteinander, aber nie ein Gegeneinander» gewesen, sagt der langjährige WIFAG-CEO Götz Stein. Neben der «Hasler» und den «Lehrwerkstätten» gehörte die WIFAG über Jahre zu den drei renommiertesten Lehrbetrieben der Stadt Bern.
Nach dem Tod der kinderlosen WIFAG-Patronin Ursula Wirz ging deren Vermögen 2007 in eine Stiftung über. Von der WIFAG bleibt über die Wirz-Stiftung an der Wylerringstrasse noch etwas erhalten, weil sie sich an der inzwischen fertig gestellten Überbauung «Wylerhof» beteiligte. So entstanden 2020 gegenüber des WIFAG-Areals auf der Parzelle, wo früher Lagerhallen und eine Schreinerei standen, zwei Häuser mit insgesamt 56 Wohnungen und 8 Ateliers.
Der «Wylerhof» erscheint im Rückblick wie die Vorstufe zur geplanten Überbauung des restlichen WIFAG-Industriegeländes, womit die WIFAG und deren Erben allerdings nichts mehr zu tun haben. Nach etlichen Jahren der vielfältigen Zwischennutzung wird nun auch das WIFAG-Areal mehrheitlich zur Wohnzone. Aus architektonischer Sicht wirkte der Industriebau an den Geleisen seit je wie ein Bruch inmitten einer Wohngegend. Der wird nun geschlossen.
Die Überbauung wird verkehrstechnisch über die Wylerringstrasse angebunden. An deren Ende führt die Wylerstrasse einerseits zur Hauptverkehrsachse Nordring/Standstrasse und andererseits über eine Rampe in die unterirdische Einstellhalle. Das Lorraine-Quartier ist zu Fuss und per Velo ohne Querung einer stark befahrenen Strasse zu erreichen – wie auch über Brücken das Wylergut auf der anderen Seite der Bahngeleise und das sich weiter unten ausbreitende Naherholungsgebiet an der Aare.
Im öffentlichen Verkehr liegt das Hauptaugenmerk auf der Buslinie 20. Mit dieser gelangt man innert Kürze sowohl zum Hauptbahnhof als auch zum S-Bahnhof Wankdorf. Der Bus der Linie 26 fährt über die Scheibenstrasse entweder ins Wylergut hinunter – oder bis zum Breitenrainplatz. Dieser ist auch zu Fuss oder per Velo nur wenige Minuten entfernt - wie die Kindergärten und Schulen in der Lorraine und im Wylergut, wie diverse Einkaufsmöglichkeiten, wie das Hallen- und Freibad Wyler.
Das WIFAG-Areal liegt im direkten Umfeld des Entwicklungsschwerpunkts Wankdorf (ESP Wankdorf) und fügt sich ins Stadtentwicklungskonzept ein (STEK 2016). In der städtischen Entwicklungsstrategie ist von einem «dynamischen Gebiet» mit «besonderem Potenzial» die Rede, das dem zeitlichen Entfaltungshorizont bis 2050 zugeordnet wird.