Ressourcen neu denken, Räume neu leben
Haus A, WIFAG-Areal Bern
Mit dem Projektbeitrag „1-2-3-los!“ formuliert das Berner Büro Bürgi Schärer Architekten AG eine zukunftsgerichtete Antwort auf die Transformation des WIFAG-Areals: Ein Haus, das den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgt, Nachbarschaft ermöglicht und Suffizienz lebt. Der Fokus auf die Wiederverwendung von vor Ort gewonnenen Materialien und das Ziel, Nachhaltigkeit zu verwirklichen, bilden die Grundlage der Entwurfsstrategie. Die Verfasser verstehen Ihr Gebäude als eine dreidimensionale, modulare Raumstruktur in der die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sichtbar umgesetzt werden. Dieser konzeptionelle Ansatz ist konsequent ausgearbeitet, die besondere Lage des Gebäudes als Auftakt zum Quartier wird dabei zu wenig berücksichtigt.
Architektur im sozialen Kontext
Haus A übernimmt eine städtebauliche Schlüsselfunktion und verknüpft die Wylerterrasse mit dem inneren Wohnhof. Der Kopfbau bildet den Auftakt zum neuen Quartier und verankert sich durch seine klare, schichtartige Struktur sowohl räumlich als auch gesellschaftlich. Sockel, Beletage und Wohngeschosse erzeugen unterschiedliche Öffentlichkeitsgrade – vom offenen Erdgeschoss mit Café, Ateliers und Gewerbe bis zu vielfältigen Wohnformen in den Obergeschossen.
Bauen im Kreislauf
Das Gebäude besteht aus einer hybriden Konstruktion: Wiederverwendete Stahlträger aus den rückgebauten Industriehallen, vorgefertigte Holzbauelemente, Lehm-Hourdisdecken von Terradec, rezyklierte Fassadenelemente – jedes Bauteil folgt dem Prinzip der Wiederverwendung oder regenerativen Materialwahl. Die Systemtrennung von tragenden, trennenden und ausbauenden Elementen sichert eine hohe Anpassungsfähigkeit und einfache Wartung.
Wohnen für viele Lebensformen
Das modulare Raumkonzept erlaubt flexible Wohnungszuschnitte: Von Clusterwohnungen über Familienwohnungen bis zu Wohnateliers. Jokerzimmer, gemeinsam genutzte Waschküchen, geteilte Aussenräume und barrierefreie Zugänge unterstützen vielfältige Lebensrealitäten.
Nachhaltigkeit, die sichtbar wirkt
Die Fassade trägt PV-Elemente, die zugleich sommerlichen Wärmeschutz bieten. Das Dach wird begrünt und kombiniert Solarstrom mit Regenwasserrückhalt zur Nutzung als Grauwasser. Materialien wie Holz und Lehm regulieren auf natürliche Weise das Raumklima. Die Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung arbeitet energiesparend und ergänzt das Low-Tech-Komfortkonzept.
Urban Mining mit Haltung
Die ehemalige Industriehalle wird zur Materialmine. Radiatoren, Wellbleche, Stahlprofile und Betonelemente werden aufbereitet und neu eingesetzt – lokal, sichtbar, konsequent. Die Architektur selbst wird zur Bühne für den bewussten Umgang mit Ressourcen.
Bürgi Schärer Architekten AG, Bern mit
Christophe Sigrist, Bauingenieur
Maurin Pürro, Modell
VINN GmbH, Solothurn